Angst im Alltag
Warum haben wir eigentlich Angst? Angst ist ein grundlegendes menschliches Gefühl, das eine wichtige Schutzfunktion erfüllt. Evolutionär gesehen hat Angst unser Überleben gesichert, indem sie uns vor Gefahren gewarnt und unsere Reaktionsfähigkeit erhöht hat. Wenn wir Angst empfinden, aktiviert unser Körper das Kampf-oder-Flucht-System, das eine Reihe physiologischer Veränderungen auslöst: Herz- und Atemfrequenz steigen, Muskeln spannen sich an und der Körper bereitet sich auf eine schnelle Reaktion vor. Diese Reaktionen haben unseren Vorfahren geholfen, in lebensbedrohlichen Situationen schnell zu handeln.
Angst im Alltag
Wie entstehen Ängste?
Sie entstehen aus einer komplexen Wechselwirkung von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. Genetische Faktoren können ebenso eine Rolle spielen wie neurobiologische Prozesse im Gehirn. Besonders der Mandelkern (Amygdala) und das limbische System sind für die Verarbeitung von Angst verantwortlich.
Psychologisch betrachtet können traumatische Erlebnisse, dauerhafter Stress oder anhaltende Unsicherheit die Entwicklung von Ängsten begünstigen. Soziale Faktoren wie Erziehung, kulturelle Einflüsse und zwischenmenschliche Erfahrungen tragen ebenfalls dazu bei. Negative Erlebnisse in der Kindheit, wie Missbrauch oder Vernachlässigung, erhöhen das Risiko, im späteren Leben Angststörungen zu entwickeln.
Was passiert bei einer Angstreaktion?
Das Unterbewusstsein entscheidet innert Sekunden, ob wir etwas als Gefahr einordnen oder nicht. Im Falle einer Angstreaktion schüttet der Körper Adrenalin aus, das Herz schlägt schneller und die Muskeln spannen sich an. Zudem schwitzen und zittern wir, die Knie werden weich und der Blutdruck steigt.
Erst wenn wir uns bewusst sind, was die Angst ausgelöst hat, entscheiden wir, ob es sich um einen Fehlalarm handelt oder nicht. Wenn ja, beruhigen wir uns wieder und der Körper entspannt sich. Bei krankhaften Angstanfällen jedoch scheint es uns unwahrscheinlich, die Ängste einordnen und überwinden zu können.
Wann werden Ängste krankhaft?
Ängste sind grundsätzlich normal und lähmen für eine kurze Zeit unser Handeln. In der Regel gelingt es uns, sie allein zu bewältigen und nach der sorgenvollen Phase wieder in den normalen Alltag überzugehen. Krankhaft werden sie jedoch, wenn sie unkontrolliert, übermassig stark, irrational oder anhaltend sind und das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Diese Ängste werden als Angststörungen bezeichnet. Betroffene reagieren mit starker Angst, obwohl rein objektiv gar keine Gefahr oder Bedrohung vorliegt. Betroffene versuchen, die angstauslösenden Situationen zu vermeiden, ohne dass dabei die eigentlichen Ursachen gefunden und behandelt werden können. Zu den Angststörungne gehören:
1. Generalisierte Angststörung: Anhaltende und übermässige Sorgen über verschiedene Alltagsangelegenheiten.
2. Panikstörung: Wiederkehrende Panikattacken, die plötzlich auftreten und intensive Angstgefühle sowie körperliche Symptome verursachen.
3. Soziale Angststörung: Intensive Angst vor sozialen Situationen und Bewertung durch andere. Z. B. die Angst, sich in der Öffentlichkeit zu blamieren.
4. Phobien: Unverhältnismässige Angst vor spezifischen Objekten oder Situationen wie Spinnen, enge Räume oder Höhen.
Was kann man dagegen tun?
Es gibt verschiedene Ansätze zur Behandlung von Angststörungen, die auch in Kombination verwendet werden können:
1. Selbsthilfetechniken: Atemübungen, Achtsamkeit, Meditation können dazu beitragen, die Angst zu reduzieren.
2. Lebensstiländerungen: Regelmässige Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf sind wichtig für die psychische Gesundheit.
3. Psychotherapie: Die kognitive Verhaltenstherapie hilft Betroffenen, negative Denkmuster zu erkennen und aufzubrechen und gilt als eine der effektivsten Methoden.
4. Medikamente: Antidepressiva oder andere Psychopharmaka können helfen, die Symptome zu lindern. Sie sollten jedoch unbedingt und ausschliesslich unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.
Wie kann man mit Ängsten im Alltag umgehen?
Mit Ängsten im Alltag umzugehen, erfordert eine Kombination aus kurzfristigen Strategien und langfristigen Veränderungen:
- Realistische Ziele setzen: Kleine, erreichbare Ziele helfen, das Selbstvertrauen zu stärken.
- Stressmanagement: Techniken wie progressive Muskelentspannung oder Yoga können helfen, Stress abzubauen.
- Positives Denken fördern: Bewusst positive Gedanken und Affirmationen können negative Denkmuster aufbrechen.
- Unterstützung suchen: Der Austausch mit Freunden, Familie oder Selbsthilfegruppen kann hilfreich sein.
- Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Wenn die Angst das tägliche Leben stark beeinträchtigt, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.
Tipps zum Umgang mit Angst
- Tagebuch führen: Das Aufschreiben von Gedanken und Gefühlen kann helfen, die Ängste besser zu verstehen und zu bewältigen.
- Atemübungen: Tiefes, langes Atmen kann helfen, das Nervensystem zu beruhigen.
- Regelmässige Bewegung: Körperliche Aktivität setzt Endorphine frei und reduziert Stress.
- Soziale Kontakte pflegen: Zeit mit Freunden und Familie verbringen kann Ablenkung bieten und das Gefühl von Sicherheit stärken.
- Professionelle Unterstützung: Zögert nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn die Angst überwältigend wirkt. Wenn wir Schmerzen im Körper haben, konsultieren wir auch einen Arzt.
Ängste sind ein natürlicher Teil des menschlichen Erlebens. Doch wenn sie ausser Kontrolle geraten, können sie das Leben erheblich beeinträchtigen. Mit der richtigen Unterstützung und einigen Strategien ist es jedoch möglich, diese Ängste in den Griff zu kriegen und ein angstfreies Leben zu führen.
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